Arme Redakteurskinder

So ist das eben in Zeiten klimatischen Notstands:
[11.50] Anruf in der SPIEGEL-ONLINE-Redaktion: Die Kindertagesstätte im Eschelsweg in Hamburg-Altona wird wegen des Sturms geschlossen. Alle Kinder müssen bis 13.30 Uhr abgeholt werden. Nur noch das Kind einer SPIEGEL-ONLINE-Mitarbeiterin sitzt in der Betreuungsstätte, die anderen Eltern haben sofort reagiert.
Nachtrag: Ein kleines, relativ unbedeutendes Blog hat abgeschrieben.

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Eben am Telefon:

sie: ... na ja. Aber warum ich dich eigentlich angeruf...
Luise: ASDJBIAPERGSADKFAJDSFOAJSGJADSFPIGAS!!!
Charlotte (gleichzeitig): ABIOWEJGAISDGJAIDOEJGOJAOJOAMBOAÖBYX!!!
sie: Könnt ihr bitte mal etwas ruhiger sein, die Leute gucken schon aus den Fenstern, was das hier für ein Krach auf der Straße ist.
er (höchst amüsiert): Also wenn ich später nochmal ...
sie (jetzt auch amüsiert): Also da hat doch wirklich eine Frau aus dem Fenster geguckt! Nein, wir wollten nur sagen, dass wir einen tollen Nachmittag hatten. Wir waren Schuhe kaufen, haben aber leider keine bekommen.
er (sich jegliche Anspielung ersparend): Schön! Bis heute Abend dann.

Dicker!

Eigentlich unschön, wenn die Vorgeschichte länger ist als das eigentlich Erzählenswerte, aber hilft ja alles nix.

Ich bin dünn. Nicht dürre, nicht so ein bisschen schlank oder einfach nur groß, nein, ich bin dünn. Als ich noch jünger war, also sehr viel jünger, so etwa anderthalb oder zwei Jahre, da war das anders. Niemand musste sich Sorgen um meine Gesundheit machen, im Westen hätte ich für 3,8-fettprozentige Alpenmilch Reklame machen können oder für Breiglasfressalien, derart wohlgenährt und kugelrund ließ ich mich auf heute leicht zerkratzten Schwarzweißbildern abbilden.

Ein ähnlicher Meister Propper ist gerade unser Sohn. Wenn er sein Abendfläschchen intus und den Schönheitsschlaf in Aussicht hat, könnte er glatt in einem Barockgemälde den gleichermaßen rund- wie rotwangigen Oberengel geben. Und ich kann niemandem richtig böse sein, der uns beide so sieht und dabei die Assoziation Dick und Doof nicht unterdrücken kann.

So hat sich denn die eigentliche Unsitte eingebürgert, dass er ab und an Dicker gerufen wird. Ich kann nur hoffen, dass wir bis zum bulimiegefährdeten Alter einen unverfänglicheren Spitznamen finden, aber jetzt ist er eben unser Dicker.

So, nun zum Wesentlichen: Während unseres jüngsten SEK-Einsatzes war Charlotte offenbar noch nicht ganz bei sich, sondern mehr noch im Lummerland. So setzte ich sie und ward fälschlicherweise begrüßt mit: "Oh, Dicker!"

Mein Dünnigkeitskomplex, so es ihn denn je gegeben hat, war auf einmal verschwunden, mit Freudentränen in den Augen musste ich Lotti drücken, und ich habe es mir verkniffen, die Schlaftrunkene über meine wahre Identität aufzuklären. Nur ihre Mutter lachte lauthals ob der offenkundigen Verwechslung. Und sie hat es vermieden, mich weiter so zu nennen.

Noch.

angel
foto_flickr

Wortneuschöpfungen am Dienstag

Sträußel, das: In der geschriebenen Form ist der Gag schon beim Lesen weg. Ja, es handelt sich nicht um süßkrümeliges Naschwerk, sondern um einen kleinen Blumenstrauß, den ich Tölpel im Zuge der Beseitung einiger atmosphärischen Störungen ihrer Mutter überreichte. Wahrscheinlich wollen die jungen Damen auch bald Sträußel haben, wenn ich mal mit ihnen schimpfe. Na ja.
eilen, sich: Manchmal geht es Charlotte einfach nicht schnell genug. Und um keine kostbare Kinderzeit zu verschwenden, spart sie mal eben kurzerhand ihrer Ansicht nach unnötige Vorsilben ein. Nur um der Welt dann mitzuteilen: "Ich eile mich ja schon."

Das Säuberungseinsatzkommando

Kurz nach zehn ist der richtige Zeitpunkt. Nach einem Uhrenvergleich geht einer von uns ins Bad und besorgt das Equipment. Der andere macht das Flurlicht an, damit wir genug Licht zum arbeiten haben. Leise, aber entschlossen drücken wir die Klinke.

Wir sind drin.

Jetzt muss alles sehr schnell gehen. Schließlich ist es spät, und die Kinder brauchen ihren Schlaf. Also nicht unnötig stören. Einer platziert das Equipment auf dem Kinderzimmerteppich und knippst das plüschig-rote Herzlicht an, der andere kramt weiteres Zubehör aus der kleinen Truhe an der Wand. Jetzt kann es losgehen.

Kinder geweckt, raus aus dem Bett, ohne Zwischenstopp Landeanflug auf den Topf. Vorher Hose hochziehen. Schläfriges Kind nicht umkippen lassen. Der Dinge harren, die da hoffentlich kommen. Begeistert erklären, wie toll man es findet, das alles dahin kommt, wo es hingehört. Hose hoch, Kind schwebt in die Kissen, Decke, Kuss, Licht - raus!

Ja, es ist die Sache mit den Windeln in der Nacht. Und es war uns vorher nie aufgefallen. Aber als wir an besagtem Abend entschlossen ins Zimmer stürmten und gleichzeitig - und ich schreibe gleichzeitig und meine eigentlich "zu einem vollkommen identischen Zeitpunkt" - den Fenstergriff um 180 Grad drehten und die Kinderzimmerfenster schlossen, da sahen wir uns an und mussten so laut es eben noch ging lachen.

Eigentlich fehlt nur, dass wir mal die Zeit für unsere SEK-Einsätze messen und einen besonders schnellen Durchgang danach mit einem enthusiastischem High-Five feiern. Aber so weit wird es nicht kommen. Denn wir haben es fast geschafft.

Schade eigentlich.

Verhandlungssache

+++ gerade Kinderbetreuungszeiten neu verhandelt +++ bin jetzt fit für jedwede ausufernde Schacherei auf arabischen Großbasaren +++ auch Transferzockereien bei Fußball-Bundesligisten würde ich mir zutrauen +++ bin am überlegen, der Bundesregierung das Elterngeld für den Jüngsten abzuschwatzen, obwohl der schon ein halbes Jahr alt ist +++ außerdem überrede ich heute Abend unsere Stamm-Bakterien zu Hause, das Befallen jeglicher Familienmitglieder in den nächsten drei Wochen zu unterlassen +++

Herzwärmendes

Ich habe mich immer noch nicht daran gewöhnt, mit zwei Dritteln unserer Kinder telefonieren zu können. Gewohnt, ihre Gesichter beim Sprechen beobachten zu dürfen und auf etwaige Frechheiten mit prompten Kitzelstrafen nicht unter einer halben Minute zu reagieren, fehlt mir bei der Beschränkung auf das reine Wort doch einiges.

Die nur unwesentlich Ältere schien dies heute bemerkt zu haben. Oder sie fühlte ähnlich. Jedenfalls frug sie am anderen Ende der Strippe ihre sie telefonbegleitende Omi, als das herzwärmende Gespräch seinem Ende neigte:
Wo kann ich hier eigentlich auf dem Telefon küssen?

Wortneuschöpfung am Sonntag

Papa, kannst du mal bitte den Ballon aufluften?

(Obwohl, so ganz neu ist das wohl auch wieder nicht.)

Horror im Kinderzimmer

Geht ganz einfach:
  • man produziere eine alltägliche Eltern-Kind-Idylle, so mit Liebsein, Späßchen machen, ein paar Streicheleinheiten, Vögelgezwitscher und nasekitzelnden Sonnenstrahlen
  • auf emporkriechende Kindsmüdigkeit reagiere man souverän mit sofortigem Abdunkeln des Raumes und weiteren ritualisierten Einschlafsvorbereitungen, z.B. Kind ins Bett legen
  • abschließend ziehe man die Spieluhr auf und schicke sich an, aus dem Raum zu schweben
  • weil die Spieluhr nicht funktioniert, verberge man seine aufkommende Nervosität und suche schleunigst die natürlich parat liegende Ersatzspieluhr
  • dass die Ersatzspieluhr natürlich nicht parat liegt, sollte man nicht durch lautstarkes Fluchen kundtun
  • weil man im Halbdunkel endlich irgendwann auf die Ersatzspieluhr getreten ist, kann man den plötzlichen Fußschmerz gerne mit exzessivem Indiefaustbeissen absorbieren
  • und jetzt der wahre Horror: nach dem Aufziehen der Ersatzspieluhr löst die Erstuhr ihre Spielblockade, und es bimmelt zweistimmig. Da leider die Melodien zwei recht unterschiedliche sind, entsteht ein Klanggebilde, das in seiner unheilvollen Gegenläufigkeit jedem dahergelaufenen Suspense-Thriller eine zweieinhalbfache Gänsehaut aufs Zelluloid zaubern würde.
Also nicht, dass mir das mal passiert wäre.

Bier und Windeln

Endlich hat es mal jemand erkannt. Aber es brauchte erst einen hyperintelligenten Schachcomputer, um einen der einfachsten Zusammenhänge im Leben eines Mannes zu benennen:
Er betreibt heute Datenforschung und hat zum Beispiel entdeckt, daß in amerikanischen Supermärkten der Absatz von Bier und Windeln in Zusammenhang steht. Also wurden die beiden Produkte weit entfernt plaziert, damit der Kunde dazwischen an vielen Kaufverlockungen vorbeimuß.
via

Vielleicht mal ein Glas Milch

Und das drucke ich jetzt aus und hänge es in unsrere Küche,
Von den unzähligen vermuteten Zusammenhängen befanden die Fachleute nur eine Hand voll für »überzeugend« belegt: Der Verzehr von Obst und Gemüse schützt vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen, ebenso eine salzarme Ernährung, die reich an ungesättigten und arm an gesättigten Fettsäuren und Transfettsäuren ist. Ältere Menschen sollten nicht vergessen, für weiterhin feste Knochen ausreichend Kalzium und Vitamin D zu sich zu nehmen. Nebenbei stießen die UN-Forscher auch auf ein Wundermittel, das allen vier Leiden gleichermaßen entgegenwirkt – aber nichts mit Ernährung zu tun hat: regelmäßige Bewegung.

Häufiger einen Salat oder Apfel, Hände weg vom Salzstreuer, lieber Fisch statt Fritten und vielleicht mal ein Glas Milch – das ist vorläufig alles, was vom Getöse bleibt. Über alles Weitere lässt sich streiten.

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